Mittwoch, 4. Februar 2009

Mein Vater

Selbsterkenntnis:

Alle sagen immer "Früher war alles besser." Ok, die Leute die das sagen meinen zwar die Zeit in der wir Leben. Ich sage das auch, meine aber mein Leben an sich.
Früher, als ich schon Stunden vor der Ankunft meines Vaters von der Arbeit vor der Tür wartete.
Früher, als er dann reinkam und mich sehr glücklich machte. Er zauberte mir meistens dann was hinterm Ohr hervor, zB einen Lutscher.
Früher, als wir zusammen Sportschau und F1 guckten.
Mein Vater war der größte für mich. Wenn er da war (was nicht sehr oft war) (er kam um 7 von der Arbeit heim und fuhr morgens um 5 los) dann hieß das für mich Glück. Wir guckten meistens Fussball und andere spannende Sachen, wobei ich Fußball eig langweilig fand, aber Hauptsache ich war bei ihm (während meine Mutter Abendbrot machte).
Vllt fand ich ihn auch so toll wei er immer übertreiben musste. Sah er tagsüber einen Unfall, erzählte er abends wie viele Autos darin verwickelt waren. (meistens 20^^).
Wenn ich abends ins Bett musste (bis zu meinem 7. Lebensjahr), musste mich mein Vater ins Bett bringen. Und er musste solang da bleiben bis ich einschlief, der Arme. Das konnte mal ne Stunde dauern. Er legte sich dann neben das Bett. Und immer, wenn er "lang genug" wartete, und sich fortschlich, meinte ich: noch nicht Papa.
Neben meinem Bett hatte ich einen Kasettenrekorder. Ich war in dem Alter, in dem mein Vater nicht mehr mit mir einschlafen musste. Immer, wenn die eine Kasettenseite zu ende war, musste ich nur rufen, schon kam mein Papa und drehte sie für mich um.

Nun war ich am Ende meiner Grundschulzeit, und ich merkte eine gewisse Spannung zwischen meinen Eltern.
Nicht dass ich es so direkt bemerkte, nur jetz so im Nachhinein. Ich kann mich nichtmehr dran erinnern, also nich genau, aber ich weiß dass meine Mutter oft weg war. Am Wochenende. Weil ihr alles zu viel war. Ich fand das nicht weiter schlimm, hauptsache ich war bei meinem Vater.
Ich liebte meinen Vater über alles. Das lustige ist, dass ich auch meine Großeltern väterlicherseits liebte, während ich nie gern freiwillig bei den Großeltern mütterlicherseits war.
Sie waren streng, haben 5 Kinder und früher nur wenig Geld, und schienen für mich als Kind eine nicht ganz kindgerechte Art von Auffassung zu haben. Als ich 5 war, waren meine Eltern auf einer Kreuzfahrt. Und wer passte auf mich auf? Natürlich die Mutter meiner Mutter. Ich werd niemals vergessen wie sie mich zwang, Brokolisuppe zu essen. Ok, das kennt jeder. Nur meine Oma lies mich glatte 2Stunden vor dem Teller sitzen. Kein Spass, ohne vorher was gegessen zu haben. Nicht gut.
Ganz anders die Eltern meines Vaters. Mein Opa, den ich leider nur bis zu meinem 8. Lebensjahr kennen durfte, war Gastwirt in Birlenbach. Das erste Auto von meinem Vater war- ein Mercedes. In den Ferien durfte ich dort soviel Süßigkeiten essen und Fernsehn gucken wie ich wollte. Klar dass mir das besser gefiel.
Also worüber ich eigentlich schreiben wollte, über die Trennung meiner Eltern.
Aus Objektiver Sicht war klar, dass sowas kommen musste. Meine Mutter ist sehr streng, und wenn man nichts sofort wegräumt oder ka was, gibts ärger. Klar, dass das niemand lange aushält.
Mein Vater kam nach hause, und musste erst mal meiner Mutter 1000e Gefallen tun, die für sie eig selbsverständlich waren. So wie ich heute. Deswegen wollt ich auch schon 20mal ausziehen und werds auch pünktlich zu meinem Abitur machen.
Im Jahr 2004, gerade wohnten wir 1,5 Jahre in unserem eigenen Traumhaus- an Weihnachten, passierte es. Mein Vater zog aus.
Für mich, das schlimmste was mir passieren konnte. Immer wenn ich mit meiner Mutter über meinen Vater spreche, also heute, dann wirft sie mir vor, wieso ich nicht zu ihm gezogen bin. Liegt doch auf der Hand. Ich hatte erst 2003 die Schule gewechselt wegen Umzug. Und dann gleich 2004 wieder? Nein danke. Orte JA, Schule NEIN.
Mir fehlt mein Vater jeden Tag.
Mein Vater war immer mein Held.
Jetzt kann er an meinem Leben nur noch passiv teilnehmen.
"Hey Schatz, wie gehts eig deinem Freund?"
"Och Papa, wir sind seit 4 Monaten nicht mehr zusammen"
und so weiter
Mitlerweile sehe ich meinen Vater öfter. So einmal in 2 Monaten. Früher hab ich ihn nur einmal in 6 gesehen.
Wenn er kam, dann gingen wir ins Kino. War Unterhaltung, und man muss sich keine Mühe geben.
Mein Vater hat selten Zeit für mich/gehabt. Aber er hat mir "die Sterne vom Himmel geholt".
Natürlich ist Zeit wichtiger als Geld, ich würd alles dafür geben es zu tauschen.
Mein Vater tickt genauso wie ich.
Als ich auf die Welt kam, war grad ein Reporter von der Mainzer Zeitung im KH.
Deswegen gibt es sogar ein Artikel von mir, mit Bild.
In dem 30zeiligen Ausschnitt steht: "Die kleine Jana ist ihrem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten." Kein Wunder.
Meine Mutter ist ganz anders.
Ich durfte als Kind keine der Hobbies ausführen, die ich haben wollte.
Kein Motocross. Zu gefährlich. Nix für Mädchen.
Kein Klavier. Zu teuer.
Ich bekam als Kleinkind viele Spielsachen von meinem Vater, die ich über alles liebe. Seine Märklineisenbahn. Seine Dampfmaschine. Seine Legos. Seine Autos und Dinos.
Ich hatte in meinem ganzen Leben keine Barbie. oder sonstige Sachen.
Ich vermisse meinen Vater. Er war toll. Seit er eine neue Freundin hat, hat er sich verändert. Natürlich. Aber ich bin die einzige die weiß, dass er eig immer noch is wie früher.
In seinem neuen Haus hat er seine Märklineisenbahn aufgebaut.
Mein Vater liebt deftiges Essen- wegen der Gastwirtschaft. Seine neue Freundin kann kaum Kochen. Wir gehen immer nur essen.
Sie mag Yoga und Buddhas und Chi bla und alles so Gezeug. Mein Vater hielt da nie was von. Aber anscheind musste er lernen, dass ihm das egal sein muss.
Meine Mutter fragt mich oft über ihn aus- was ich hasse.
Aber wenn ich mal was erzähle, dann gehts "Das hat der früher nie gemocht!!"
Meine Mutter hängt nach 4 Jahren und 2 ExFreunden immer noch an meinem Vater- ihrer großen Liebe. Und dennoch kann sie nicht ahnen, dass sie mir eine seeehr wichtige Lektion Vermittelt hat

Nehme Rücksicht auf deinen Partner.
Das merke ich. Wenn ich den Kai als anmecker, gehts ihm nicht gut, natürlich. Wem gehts da schon gut. Also heißt es: Zusammenreißen, oder man ist seinen Partner bald los.

Ich brauche viel Erinnerungen von rüher in meinem Zimmer.
Weil früher alles gut war.
Das hab ich zuhause kaum noch- es sei denn, Kai ist bei mir.